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Wie finde ich meine Antwort auf die Sinnfrage?


„Nach dem Sinn des Lebens zu fragen, gehört zum Menschsein dazu.“

Das sagte Viktor Frankl und er hatte damit wohl recht. Nach dem Sinn zu fragen hat auch einen Sinn: Es führt früher oder später zum Finden seines Lebenszwecks und das ist tatsächlich ein gutes Werkzeug für ein glücklicheres Leben. Studien belegen auch die Zusammenhänge zwischen dem Gefühl, seinen Lebenszweck gefunden zu haben und weniger Herzinfarkten, besserem Schlaf und vielen weiteren gesundheitlichen Vorteilen (vgl. Musich, Wang, Kraemer, Hawkins, & Wicker, 2018). Zudem nimmt ein selbsterfülltes Leben auch die Angst vor dem Tod (Cicirelli, 2006). Anscheinend ist es also etwas, das unser Wohlbefinden tatsächlich um einiges verbessern kann.


Viele von uns führen ein „gutes“ Leben. Wir haben das Glück, unsere grundlegenden Bedürfnisse erfüllen zu können, physiologisch, sicherheitsbezogen und sozial: Wir haben genug Essen, wir leben in einem sicheren Land und haben meistens auch ein unterstützendes Umfeld, bestehend aus FreundInnen und Familie. Wahrscheinlich bekommen wir alle auch genug Respekt und Anerkennung von unserem Umfeld und wir sind frei in unseren Entscheidungen und Handlungen. Hört sich doch so an, als wären all unsere Bedürfnisse gestillt. Wieso sind wir dann nicht alle glücklich? – Weil ein „gutes“ Leben nicht gleich erfüllt ist: Unser Bedürfnis nach einem Leben mit Sinn ist nicht immer erfüllt. Viele Menschen gehen ihrem Lebenszweck nicht nach und zwängen sich eher in die Erwartungen anderer, was dazu führt, dass sie keine Kraft mehr haben, ihren eigentlichen Zweck zu verfolgen. Es ist leicht, sich in unseren täglichen Hausarbeiten und Gewohnheiten zu verstricken und dabei den Blick für das Wesentliche zu verlieren. Menschen sind jedoch keine geistlosen Maschinen, sondern vielmehr fühlende Wesen mit einer Sehnsucht nach Sinn. Ohne Sinn fühlt sich das Leben leer an. Aber wie finde ich denn meinen Lebenszweck?


Menschen können ihren Lebenszweck finden durch…

  • sozialen Rückzug

  • Meditation

  • Natur

  • Unterhaltungen mit anderen

  • Coaching

… und vieles mehr.


Die gute Nachricht ist also: Es gibt sehr viele Wege, deinen Lebenszweck zu finden. Die schlechte Nachricht ist: Von all den Wegen ist es wahrscheinlich nicht leicht, den für Sie passenden Weg zu finden. Ich werde Ihnen deswegen einige konkrete Ansätze vorstellen und Sie können dann die Methode rausnehmen, mit der Sie am meisten anfangen können.



1. Finden Sie Ihre eigenen Werte


Wenn man das Gefühl hat, keinen Sinn zu finden, liegt es oft daran, dass man für sich noch nicht klar gemacht hat, welche Werte man hat. Oft nimmt man nämlich gedankenlos die Werte von der Umgebung auf, ohne drüber nachzudenken, ob man diese denn auch selbst so wichtig findet.


Werte sind ausgewählte Eigenschaften des Seins und Tuns, wie z.B. Zuverlässigkeit, Loyalität, Mut oder Ehrlichkeit, die einem wichtig sind. Sie sind jedoch keine Ziele. Mit Zielen ist man fertig, wenn man sie einmal erreicht hat. Werte hingegen sind fortwährende Wegweiser im Leben. Man kann einen Wert nicht erreichen, man kann ihn nur manifestieren, indem man dementsprechend handelt. Werte sagen uns zum einen, worauf wir unsere Energie fokussieren sollten, zum anderen bieten sie auch ein Motivationsanreiz. Welche Werte Sie wählen, liegt ganz bei Ihnen. Wenn Sie sich jedoch nicht sicher sind, welche Ihre Werte sind, könnten Sie verschiedene Bereiche Ihres Lebens zum Beispiel mit diesem Fragebogen (von Wilson & Groom, 2002) bewerten. Das könnte Ihnen etwas Klarheit verschaffen.



2. Stellen Sie sich selbst Fragen


Diese Fragen könnten Ihnen helfen, einen Schritt zurückzutreten und über den Tellerrand Ihres Alltagslebens hinaus zu schauen.


Denken Sie an eine Zeit, in der Sie das Gefühl hatten, dass Ihr Leben gut lief. Was genau hat diese Phase zu einer guten gemacht?

Versuchen Sie die unmittelbaren Antworten beiseite zu schieben - beispielsweise die Phase, in der du verliebt warst oder viel Geld hattest. Gehen Sie tiefer: Was war es an der Verliebtheit oder am Geld oder an etwas anderem, das dein Leben gut gemacht hat?


Was sollten Menschen, die Ihnen nahestehen, bei Ihrer Beerdigung über Sie sagen?

Hier geht es um Werte und die Art Mensch, die Sie sein möchten, aber auch um Beiträge, die Sie idealerweise der Gesellschaft leisten möchten. (Als nächstes könnten Sie sich selbst fragen: Was muss ich ändern, damit ich an dieses Ideal herankomme?)


Wen bewundern Sie?

Es kann ein Großelternteil, eine Bekanntschaft oder auch eine berühmte Person sein. Die wichtige Frage ist, warum genau diese Person? (Und wie können Sie diese Eigenschaften und Art zu leben dann in Ihr eigenes Leben aufnehmen?)


Bei welcher Tätigkeit kommen Sie in ein Flow-Erlebnis?

Ein Flow-Erlebnis ist ein Zustand völliger Vertiefung in eine Tätigkeit, bei der man die Zeit komplett vergisst. Bei welcher Tätigkeit hatten Sie schon einmal ein solches Erlebnis? Was macht Ihnen Spaß und gibt Ihnen Energie?


Wenn Sie bald sterben würden, was würden Sie mit Ihrer restlichen Zeit machen?

Wie sähe Ihr idealer Tag aus? – Man muss seine Vorstellungen definieren, um sie dann auch umsetzen zu können.


Wenn Geld keine Rolle spielen würde, wie würden Sie Ihren Alltag leben?

Die erste Antwort wäre wahrscheinlich „Urlaub machen“ oder ähnliches. Aber fragen Sie sich selbst: Würde ich wirklich nur noch Urlaub machen wollen? Irgendwann würden Sie sicher das Bedürfnis bekommen, Dinge zu tun, die etwas Übergeordnetem dienen. Was könnte das für Sie sein?



3. Erstellen Sie ein Vision Board


Ein Vision Board ist eine Collage aus Bildern und Aussagen deiner eigenen Träume und Wünsche. Einige Stars wie Oprah Winfrey und Steve Harvey schwören darauf. Mit einem Vision Board können Sie Ihr ideales Leben darstellen. Visualisierungen sind sehr hilfreich, um einen besseren Überblick über Ihre Werte und Ziele im Leben zu bekommen und um Ihre Motivation, nach diesen Werten zu leben, beizubehalten (Magid & Chan, 2012). Wenn Sie Ihr Vision Board in Ihrer Wohnung an einer sichtbaren Stelle aufhängen, hat es möglicherweise den zusätzlichen Effekt, dass Sie nicht mehr so leicht Ihren Lebenszweck aus den Augen verlieren. Wie Sie ein Vision Board genau erstellen, wird in diesem Video beschrieben:



4. Lesen Sie Bücher


Voltaire schrieb bereits:

„Lesen stärkt die Seele.“

Durch (die richtigen) Bücher bekommen wir Anreize, über das Leben nachzudenken und so können wir möglicherweise unseren Sinn finden. Auch Studien belegen, dass Lesen mit der eigenen Sinnfindung assoziiert ist (Mar, Peskin & Fong, 2011). Wenn Sie also eine Sinnkrise in Ihrem Leben verspüren sollten, kann ein Besuch im Buchladen oder in einer Bibliothek helfen. Finden Sie Bücher, die Ihnen wichtig sind – diese könnten Ihnen helfen zu erkennen, was in Ihrem eigenen Leben bedeutend ist.


Hier zwei Lesetipps von mir:

Viktor Frankl habe ich bereits in meinem letzten Beitrag erwähnt und wie Sie wahrscheinlich auch schon bemerkt haben, zitiere ich ihn sehr gerne. Er hat ein tolles Buch über die Frage nach dem Sinn geschrieben. Wenn Sie also weitere Inspirationen zu diesem Thema suchst, empfehle ich Ihnen sein Buch: „… trotzdem Ja zum Leben sagen“. Auch „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky ist ein hilfreiches Buch um seiner Antwort der Sinnfrage ein Stück näher zu kommen.



Oft assoziieren wir mit dem Sinn des Lebens große Dinge, wie Weltfrieden oder Gerechtigkeit. Dein Lebenszweck muss jedoch nichts Großes sein, es kann auch etwas sehr Simples sein, wie beispielsweise ein ehrlicher Mensch zu sein, der mit seinem Optimismus anderen hilft. Stressen Sie sich aber auch nicht, wenn Sie sich noch nicht sicher sind, ob Sie Ihren Lebenszweck gefunden haben. Haben Sie einfach Vertrauen darauf, dass Sie ihn schon finden werden. Wenn Sie ihn dann gefunden haben, wird sich der ganze Aufwand und die Anstrengung gelohnt haben. Denn, wie Nietzsche schrieb:

"Wer ein Warum hat zu leben, erträgt fast jedes Wie."
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