
Jedem Menschen steht es natürlich frei, ob und wie man seinem Lebenszweck nachgeht. Auch das Nichtstun kann dabei helfen, seinem Lebenszweck näherzukommen. In der japanischen Kultur hat es eine wichtige Bedeutung, sein Lebenszweck zu finden und dem auch nachzugehen. Sie haben dafür sogar ein besonderes Wort, nämlich Ikigai, was frei übersetzt „das, wofür es sich zu leben lohnt“ heißt. Ikigai entsteht dort, wo verschiedene Aspekte, wie deine Leidenschaft, dein Talent und die Möglichkeit, Geld zu verdienen sich überschneiden. Ich habe versucht darzustellen, wie es in etwa aussehen könnte:

Zu Ikigai führten Toshimasa Sone und Kollegen in der „Ohsaki Study“ (veröffentlicht 2008) eine 7-jährige Umfrage mit über 43.000 japanischen Erwachsenen durch. Es kam raus, dass diejenigen, die kein Gefühl von Ikigai angegeben haben, beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten. 95% der Personen mit Ikigai waren nach 7 Jahren noch am Leben, verglichen mit etwa 83% derer, die kein Ikigai empfanden. Anscheinend spielt das Gefühl zu wissen, wofür man lebt, eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit. Auch auf unser Wohlbefinden hat ein Gefühl von Ikigai einen Einfluss, laut den Autoren.
Da ich im letzten Beitrag schon darüber geschrieben habe, wie man seinen Lebenszweck finden kann, geht es nun eher darum, wie man dem auch konkret nachgehen kann. Dafür finde ich das Ikigai-Konzept sehr hilfreich, da man so ein konkretes Bild hat, womit man seine Vorstellungen von seinem eigenen Lebenszweck vergleichen kann. Was sind meine Talente? Was macht mir Spaß? Was braucht die Welt, womit ich auch Geld verdienen könnte?
Und wie gehe ich weiter vor, wenn ich nun das Gefühl habe, meinen Lebenszweck gefunden zu haben? Natürlich können Sie das nur für sich selbst beantworten. Ich habe trotzdem versucht, einige Tipps zu sammeln, die dabei helfen könnten, einen Weg in Richtung Lebenszweck zu gehen.
1. Definieren Sie klar Ihren Lebenszweck
Welche Talente haben Sie, die mit Ihrer Leidenschaft und mit dem, was die Welt auch braucht, kombiniert werden könnten? Schreiben Sie dies am besten auf. Es muss nicht perfekt sein, aber wir brauchen etwas Konkretes, um darauf hinarbeiten zu können.
2. Definieren Sie spezifische Ziele
Nun haben Sie Ihr übergeordnetes Ikigai gefunden. Es ist jedoch wichtig, auch kleinere konkrete Ziele zu definieren. Das muss nicht immer eine einzige Sache sein und es muss auch nicht direkt etwas mit deinem großen Ikigai zu tun haben. Hier einige Beispiele:
- Ich möchte tiefgehende Verbindungen mit anderen haben. → spezifisches Ziel: 2 Mal pro Woche FreundInnen treffen
- Ich möchte gesund leben. → spezifische Ziel: 7-8 Stunden Schlaf und 3 Mal pro Woche Sport machen
- Ich möchte neugierig bleiben und neues lernen. → spezifisches Ziel: Jeden Tag mindestens 10 Seiten lesen
3. Ergreifen Sie die Initiative und seien Sie proaktiv
Das hört sich vielleicht leicht an, aber das ist wahrscheinlich der Punkt, der vielen Menschen am schwersten fällt. Eine Frage, die Sie sich zum Beispiel stellen können ist, ob es möglich ist, deine Leidenschaft und dein Talent wirklich zum Beruf zu machen. Denn bereits Konfuzius sagte:
„Wähle einen Beruf aus, den du liebst und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.“
Wenn es aus irgendeinem Grund nicht geht, ist es auch völlig in Ordnung. Schaffen Sie sich dann genug Raum für Ihre Leidenschaft in Ihrer Freizeit.
Wenn Sie nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, kann Ihnen diese Frage helfen: Wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Und dann können Sie es weiter herunterbrechen und sich fragen: Was muss ich innerhalb des nächsten Jahres machen, um zum 5-Jahresziel zu gelangen? Und dann geht’s weiter mit der Frage: Was muss ich im nächsten Monat für das Jahresziel machen? Was muss ich diese Woche für das Monatsziel machen? Was muss ich heute machen, um zum Wochenziel zu kommen? Das kann Ihnen helfen, konkreter zu werden und so fokussieren Sie sich auch auf nur eine kleine Sache.
Viele versuchen nämlich, direkt alles auf einmal hinzukriegen. Es kann aber sinnvoller sein, mit etwas Kleinem anzufangen. Überfordern Sich sich nicht, das demotiviert nur und macht alles komplizierter. Anke Maggauer-Kirsche schrieb einmal:
„Große Schritte bringen uns schnell voran, aber kleine Schritte bringen uns oft weiter.“
Nach dem ersten Schritt wird’s auch meistens leichter, weiterzumachen. Allein, dass Sie sich gerade diesen Text durchlesen und sich mit diesen großen Fragen beschäftigen möchten ist schon einmal ein erster guter Schritt. Manchmal kann es aber auch schwer sein, motiviert am Ball zu bleiben. Natürlich macht nicht alles im Leben Spaß, aber wenn Sie Ihrer Leidenschaft nachgehen, sollte es sich die meiste Zeit gut anfühlen. – Wenn nicht, dann versuchen Sie noch einmal in sich selbst hineinzuhorchen. Vielleicht fehlt Ihnen noch etwas oder es ist doch nicht genau so, wie Sie es sich vorgestellt haben.
Im Buch „Das Café am Rande der Welt“ wird gesagt, dass wer seinem Lebenszweck nachgeht, das Glück magisch anzieht. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Aber ich finde die Vorstellung davon sehr schön – und motivierend.
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